Schlagwort: Juju Noda

Report: Rennen Monza

Das Publikum im Autodromo Nazionale Monza erlebte beim Nardi Compressori Race drei Tage hochklassigen Motorsport. Italiener Colombo holt zweiten FORMULA-Titel in Serie. Japanerin Noda beeindruckt beim Debüt.

Das erste Rennen am Samstag geht wohl als eines der am spätesten gestarteten Rennen in die BOSS GP-Geschichte ein. Nach einer längeren Regenunterbrechung am Nachmittag schob sich auch das Programm der BOSS GP nach hinten. Das erste (20-minütige) Rennen wurde erst nach 18 Uhr gestartet und bot als Entschädigung für das Warten ein atemberaubendes Ambiente im Parco di Monza.

Die Formel-1-Rennstrecke erlebte mit Ingo Gerstls Toro Rosso STR1 und Antonio Pizzonia auch zwei Highlights mit F1-Historie. Gerstl (AUT, Top Speed) musste dieses Mal in beiden Rennen dem Brasilianer den Vortritt in Sachen Gesamtsieg geben. Pizzonia (BRA, HS Engineering) beeindruckte neben dem Sieg in der OPEN-Klasse auch mit „low downforce setup“ am World Series V8 mit 4,5-Liter-Motor und einer damit erzielten Höchstgeschwindigkeit von über 330 km/h. Ingo Gerstl steht nun offiziell als Meister der BOSS GP F1 Class fest und gesellt sich damit zu den bereits feststehenden Meistern der Saison 2023, Antonio Pizzonia (OPEN) und Henry Clausnitzer (SUPER LIGHTS), hinzu.

Gerstl knapp gefolgt von Pizzonia, im Hintergrund Marco Ghiotto

Eine Entscheidung gab es auch in der FORMULA-Klasse, wo das epische Duell zweier Italiener eine Fortsetzung fand. Im Qualifying war zunächst Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio) ein Coup geglückt, weil er in Q2 mehr Zeit zur Verfügung hatte als Kontrahent Simone Colombo (ITA, MM International). Diese Zeit nützte er, um am Ende der Session noch einmal mit neuen Pirelli-Reifen auf die Bestzeit loszugehen. Ghiotto brachte es auf den Punkt und beförderte sich so in die bessere Ausgangslage für die beiden Rennen.

Die Zweikämpfe der beiden sollten erneut die Rennen in dieser heiß umkämpften Klasse mit Formel-2- (GP2-) und World-Series-Autos prägen. Eine unglückliche Situation im ersten Rennen riss Ghiotto aus dem Kampf um den Sieg. Mit Klassenrang 3 rettete er aber zumindest eine Vielzahl an Punkten. Im zweiten Rennen blieb Ghiotto erneut an Tabellenführer Colombo dran und versuchte alles, um das Titelrennen offen zu halten. Doch es sollte abermals knapp nicht reichen. Mit dem Doppelsieg reist Colombo damit bereits als Meister zum Finale nach Mugello (6.–8. Oktober 2023). Es ist der zweite Titel des ehemaligen Kartprofis in der BOSS GP. Damit verlängert er die Serie an Meisterschaften für italienische Fahrer auf nun nacheinander.

Doch auch die Neueinsteigerin Juju Noda (JPN, HS Engineering) mischte gehörig mit und beeindruckte zahlreiche Beobachter mit ihrer raschen Lernfähigkeit. Für die vormalige Pilotin in der W Series und der Euroformula Open war es ein gelungener Einstand in die Liga der „Big Open Single Seater“. Die Plätze 2 und 3 waren eine Talentprobe der 17-Jährigen im World Series 3.5. Teamkollege Paul O’Connell (IRE), erstmals in einem 4,5-Liter-World-Series des Teams in der OPEN-Klasse am Start, trug mit zwei zweiten Rängen ebenso dazu bei, dass bei HS Engineering erneut eine Menge Tafelsilber gesammelt wurde.

Gruppenfoto am Podium nach Rennen 1

Andreas Fiedler (GER, Fiedler Racing) gab nach einer Pause sein Comeback und zeigte mit Rang 4 im zweiten Lauf, dass auch er zur Spitzengruppe dazugehört. Weitere nennenswerte Ergebnisse: Platz 5 für Checco Malavasi (ITA, Scuderia Palladio) und Platz 6 für Neueinsteiger David Richert (CDN, MM International) im zweiten Rennen. Nach vorzeitigem Aus im ersten Rennen konnten Felix und Michael Grosse-Aschhoff (beide GER, Asche Racing) im zweiten Rennen anschreiben, selbiges galt auch für Bruno Jarach (ITA, Eesti Motorsport)

Solist Stefan Eisinger-Sewald (AUT, Red Rose Racing) hatte im Ralt-F3000 mit Retro-Design einige Fans im Autodromo. Er punktete bei den SUPER LIGHTS zweimal voll und ist damit auf Kurs zu Rang 2 im Championat.

Fotos: Angelo Poletto/BOSS GP

Vorschau: Nardi Compressori Race Monza

Nach zwei Jahren kommt die BOSS GP Racing Series endlich zurück in den Parco di Monza, einem der ehrwürdigsten Rennplätze der Welt.

Dort, wo erst vor wenigen Wochen abertausende Tifosi Carlos Sainz, Max Verstappen & Co. erleben konnten, kehrt schon am kommenden Wochenende (22. bis 24. September 2023) erneut Formel-1-Geschichte ein. Mit der BOSS GP Racing Series sind die schnellsten Rennboliden der vergangenen 25 Jahre versammelt, um Rennen zu fahren. Wie beliebt die Strecke ist, zeigte das große Interesse an Fahrern für das sechste Rennwochenende der Saison.

Das zweite von drei Italien-Rennen von BOSS GP steigt in Monza

Die 5,793 Kilometer lange Rennstrecke im königlichen Park von Monza ist eine der beeindruckendsten Rennanlagen der Welt. Als eine der letzten Hochgeschwindigkeitsstrecken ist sie für Rennfahrer eine einzigartige Herausforderung. Ein großer Teil des ursprünglichen Layouts wurde an moderne Sicherheitsstandards angepasst und wird heute noch befahren, die betonierten Steilkurven sind allerdings nur mehr zu Fuß zu bestaunen. Viele Fahrer und Fans verbinden ihren Besuch zudem mit einem Ausflug ins rund eine halbe Stunde entfernte Stadtzentrum von Mailand oder an den nahegelegenen Gardasee.

Nennungen

Ingo Gerstl (AUT, Top Speed), der bereits als alter und neuer Meister der BOSS GP F1 Class feststeht, geht auch in Monza als logischer Favorit in die Rennen. Sein STR1 mit dem V10-Cosworth-Motor ist das schnellste Auto im Starterfeld für Monza.

In der OPEN-Klasse, wo modifizierte Monoposto an den Start gehen, darf man auf den Auftritt von Paul O‘ Connell gespannt sein. Der beliebte irische Rennfahrer fährt dieses Mal in einem zweiten, von HS Engineering vorbereiteten, Dallara World Series mit 4,5-Liter-Motor und versucht damit, Ex-Formel-1-Fahrer Antonio Pizzonia (HS Engineering) Paroli zu bieten. Auch der Brasilianer steht bereits als Meister seiner Klasse fest und wird abermals versuchen, an Gerstls Formel-1-Wagen dranzubleiben und den Fans die bestmögliche Show zu bieten.

Besonders groß ist diesmal das Interesse an der FORMULA-Klasse, wo einige Neuzugänge dabei sind: Dazu zählt auch Juju Noda. Die Japanerin ist die Tochter von Hideki Noda, dem ehemaligen Formel-1- und IndyCar-Piloten. Auf ihrem Weg in Richtung Königsklasse nützt sie die Plattform BOSS GP als ideales Trainingsumfeld, um sich auf einen großen Formel-Rennwagen einzuschießen. Dafür klettert die vormalige W-Series-Fahrerin an diesem Wochenende in einen 3,5-Liter-World-Series des österreichischen Teams HS Engineering.

Juju Noda testete bereits beim BOSS GP Show Run in Brünn

Mit Felix Grosse-Aschhoff und Michael Grosse-Aschhoff (beide GER) stoßen in Monza zwei Piloten von Asche Racing zum Starterfeld hinzu. Beide starten in GP2-Boliden des Jahrgangs 2005. Wie international die BOSS GP Racing Series ist, beweist auch das Antreten von David Richert aus Kanada, der für MM International aus Italien starten wird. Richert fuhr bereits im Formel Renault Eurocup und war zuletzt im Formel 3 am Start. Nun feiert er sein Debüt in einem GP2-Dallara.

Im Duell um den Meistertitel stehen allerdings zwei andere Piloten im Fokus: Erneut sind es Scuderia-Palladio-Fahrer Marco Ghiotto (Meister 2019, 2020, 2021) und Simone Colombo (Meister 2022), die sich bei ihrem Heimrennen matchen. Colombo (MM International) könnte sich schon an diesem Wochenende vorzeitig den Titel holen.

Fünf weitere Italiener gehen in Monza an den Start, darunter Robert Vanni und Walter Colacino (beide Colacino Racing) in einem Formel 3000 in der SUPER LIGHTS-Kategorie. Mit Stefan Eisinger-Sewald (AUT, Red Rose Racing) in einem älteren Ralt-F3000 und Jody Stadelmann (SUI, Team Stadelmann) im seltenen Formel Nippon-Mugen sind auch zwei Rückkehrer in dieser Klasse dabei.

Zeitplan

Freitag, 22. September
09:00–09:25          Freies Training 1
13:59–14:24          Freies Training 2

Samstag, 23. September
11:20–11:50          Qualifying (geteilt in zwei Gruppen)
17:40–18:00          Rennen 1 (20 Minuten/F1 Class 15 Minuten)

Sonntag, 24. September
11:20–11:45          Rennen 2 (25 Minuten/F1 Class 15 Minuten)

alle Zeiten MESZ

Tickets

Während des gesamten Rennwochenendes ist der Eintritt zur Rennstrecke kostenlos. Fast alle Tribünen sind geöffnet. Parkplätze kosten Samstag und Sonntag jeweils 15 Euro pro Auto bzw. 5 Euro je Motorrad.

Weiteres Programm:

Die BOSS GP Racing Series ist in Monza Höhepunkt eines dichten Motorsport-Programms. Neben den GT3-Autos der International GT Open fahren an diesem Rennwochenende der GT Cup, die Euroformula Open, die TCR Europe und der Porsche Carrera Cup France.

Fotos: Robert Lösch, Angelo Poletto/BOSS GP, WF Racing