Schlagwort: Rückschau

Report: Rennen Misano

Das vierte Rennwochenende der BOSS GP Racing Series 2023 in Misano war für die brasilianischen Piloten ein guter Anlass, Karneval zu feiern.

Der italienische Rennveranstalter PNK Motorsport hatte Sambatänzerinnen ins Fahrerlager eingeladen und damit ein glückliches Händchen bewiesen, denn nach dem Qualifying standen gleich zwei Brasilianer in der Startaufstellung ganz vorne.

Antonio Pizzonia (BRA, HS Engineering) war der Favorit auf den Gesamtsieg beim Rennen in Misano. In Abwesenheit der Formel-1-Wagen, für die die Strecke in Misano nicht zugelassen ist, konnte der Ex-Formel-1-Pilot die Erwartungen erfüllen. Es waren die ersten beiden Gesamtsiege für den Fahrer im World Series V8-Boliden und der nächste Doppelpack in der OPEN-Kategorie. HS-Engineering-Teamkollege Paul O’Connell (IRL) plagte sich das ganze Wochenende über mit Elektrikproblemen. Zumindest in Rennen 1 konnte er mit Rang 2 in der OPEN-Kategorie anschreiben.

Harald Schlegelmilch: World Series schlägt GP2

Die FORMULA-Wertung war im ersten Rennen nur in der Startphase hart umkämpft. Simone Colombo (ITA, MM International) übernahm von Startplatz 3 in der Klasse kurzzeitig die Führung, ehe Rückkehrer Harald Schlegelmilch (LVA, HS Engineering) nach vorne stürmte und einen historischen Sieg einfuhr: Lange hatte kein Dallara World Series-Wagen (im Fall von Schlegelmilch aus der Generation 2012) gegen die am Papier etwas schnelleren GP2-Autos von Dallara gewonnen.

Das Duell des Wochenendes lieferten sich Schlegelmilch und Adriano Buzaid (BRA, MM International) im zweiten Rennen Sonntagmittag. Nachdem Schlegelmilch am Samstag dafür sorgte, dass HS Engineering gleich in zwei Klassen triumphierte, konnte Buzaid seine Poleposition am Sonntag in einen Sieg ummünzen. Die komplette Renndistanz waren die beiden zusammen unterwegs, kaum mehr als eine Sekunde trennte das dominierende Duo im Verlauf des längeren Sonntagsrennens. Die Ziellinie überquerte Buzaid letztlich mit nur 0,8 Sekunden Vorsprung.

Nicolas Matile (vo.) war am Sonntag bestplatzierter Fahrer mit einem Auto-GP-Wagen

Nicht nur, dass abermals ein nur winziger Vorsprung Sieger und Zweitplatzierten in der FORMULA-Klasse trennten, nein, auch der Debütsieg des Brasilianers Buzaid ist eine Sensation. Nachdem der heute 35-Jährige vor mehr als zehn Jahren in der britischen Formel-3-Meisterschaft vorne mitfuhr, legte er eine längere Rennpause ein. Für das italienische Team MM International kehrte er an diesem Wochenende in Misano zurück in einen Formelrennwagen und erreichte die Plätze 2 und 1. MM International hatte gleich mehrfach Grund zur Freude, denn auch Simone Colombo setzte sich im Duell um Rang 3 gegen seinen Erzrivalen Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio) abermals knapp, aber doch durch und holte sich so zwei weitere Podestplätze und die nächsten wichtigen Punkte für eine mögliche Titelverteidigung.

Fabian Vettel (GER, Top Speed) landete im ersten der zwei Rennen an diesem Wochenende auf Rang 5. Das war bemerkenswert, nachdem er am Freitag nach einem Unfall zur näheren Überprüfung sogar ins Krankenhaus musste. In einem Ersatzwagen seines österreichischen Teams Top Speed konnte er dann aber nach ärztlicher Freigabe am Qualifying und am Rennen teilnehmen. Im Sonntagsrennen erreichte „Checco“ Malavasi (ITA, Scuderia Palladio) den fünften Platz. Bester Auto-GP-Bolide innerhalb der FORMULA-Klasse: in Rennen 1 Jean-Christophe Peyre (FRA, Zig-Zag), in Rennen 2 Nicolas Matile (MCO, Zig-Zag).

Nachdem zuletzt am Red Bull Ring Stefan Eisinger-Sewald (AUT, Red Rose Racing) SUPER LIGHTS zweimal gewann, war nun wieder Henry Clausnitzer (WF Racing) an der Reihe. Der Deutsche macht sich mit den Saisonsiegen 5 und 6 in der Klasse der Sechszylinder-Autos weiter aus dem Staub. Wenngleich, Walter Colacino (ITA, Colacino Racing) im 1996er-Formel-3000 vor allem im zweiten Rennen eine gutes Tempo hinlegte. Der Italiener wurde bei seinem Heimrennen zweimal Zweiter.

Gesamtes Podium nach Rennen 1: v.li. Colacino, Buzaid, O’Connell, Pizzonia, Schlegelmilch, Clausnitzer, Colombo

In drei Wochen gibt’s eine Fortsetzung. Die BOSS GP Racing Series kehrt vom 11. bis 13. August auf den TT Circuit nach Assen zurück, wo beim Jack’s Racing Day Zehntausende Zuschauer erwartet werden.

Report: Rennen 1 Hockenheim

Vor einer Rekordkulisse beim Bosch Hockenheim Historic brachte die BOSS GP Racing Series Formel 1, Formel 2 & Co. zurück auf den Hockenheimring. Podestplätze für die Deutschen Henry Clausnitzer, Ulf Ehninger und Andreas Fiedler.

Ingo Gerstl (AUT, Top Speed) dominierte die BOSS GP F1 Class im Toro Rosso STR1 und kontrollierte das Tempo vor Ulf Ehninger (GER, ESBA Racing) im neun Jahre älteren Benetton B197. Für Gerstl war es der dritte Sieg, für Ehninger das dritte Podium in der neuen Saison.

Abermals stand für Antonio Pizzonia (BRA, HS Engineering) die Jagd nach der schnellsten Runde im Fokus. Mit 1:29.007 min gelang ihm das im World Series Dallara-Gibson auch. Paul O’Connell, angereist aus Irland und ebenfalls betreut von HS Engineering, wurde nach dem Qualifying in die OPEN-Klasse versetzt. Sein Auto ist ein World-Series-Dallara aus dem Jahr 2002, der mit einem 3,3 Liter Nicholson McLaren getunten Cosworth-V8 deutlich mehr leistet als ursprünglich. O‘Connell klassierte sich im Vorderfeld inmitten der Formel 2 und in der OPEN-Klasse hinter Pizzonia auf Platz 2.

Das gut besuchte Motodrom bekam die volle Dröhnung der BOSS GP Racing Series geboten

Zahlreiche Verschiebungen gab es in der FORMULA-Klasse im Laufe des 20-minütigen Rennens. Trotz einer Safety-Car-Phase nach einem Dreher von Alexander Seibold (SUI, Seibold Auto + Sport) blieb Andreas Fiedler noch genügend Zeit, um in die Top-3 vorzudringen. Der Niederbayer schob sich peu à peu von Startplatz 8 nach vorne und verteidigte den umkämpften letzten Podestplatz gegen „Checco“ Malavasi, der sich mit Rang 4 zufriedengeben musste. Für Fiedler war es beim Debüt in einem GP2-Dallara der Generation 2008 der erste Podestplatz seit 2020.

Vorne war es ein erneut episches Duell zwischen Simone Colombo (ITA, MM International) und Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio), welches sich bis zur Ziellinie immer wieder zuspitzte. Letztlich entschieden 0,085 Sekunden über Sieg und Rang 2. Colombo behielt die Überhand, holte den zweiten Saisonsieg und baute seine Tabellenführung aus.

Florian Schnitzenbaumer (GER) erholte sich von einem Dreher in der Anfangsphase und klassierte sich immerhin noch auf Rang 5 vor Top-Speed-Teamkollege Thomas Jakoubek (AUT). Das innerfamiliäre Duell zwischen Thomas Jackermeier (Rang 8) und seinem Sohn Simon (Rang 10) entschied Thomas für sich. Er wird morgen Sonntag um 9:35 Uhr auch bei der BOSS GP Hypercar Demonstration zu sehen sein, wenn er seinen über 1.000-PS-starken Aston Martin Valkyrie um den 4,6 Kilometer langen Kurs pilotieren wird.

Henry Clausnitzer (GER, WF Racing) konnte es kaum glauben, denn schon zum dritten Mal in drei Rennen holte er sich den Sieg bei den SUPER LIGHTS. Stefan Eisinger-Sewald (AUT, Red Rose Racing) durfte zwar noch die Trophäe für Klassenrang 2 mit nach Hause nahmen. Aufgrund eines Kupplungsdefekts und einem anschließenden Schaden im Getriebe musste er aber frühzeitig das Rennen beenden. Weil das vor Ort irreparabel ist, wird Eisinger-Sewalds Ralt RT23 Formel 3000 erst wieder bei der nächsten Veranstaltung am Red Bull Ring zu sehen sein.

Am Sonntag folgt ein zweites Rennen über die längere Distanz von 25 Minuten. Der Rennstart ist für 14:05 Uhr angesetzt und ist erneut auch im Livestream zu verfolgen.

Fotos: Angelo Poletto/BOSS GP

Report: Le Castellet Rennen 2

Rene Arnoux überreicht die Siegertrophäen an Gerstl, Schlegelmilch, Chovanec-Lopez und Geier.

Einzigartig war das Ambiente beim dritten Event der BOSS GP-Saison 2022: Besucher hatten die Möglichkeit, Tickets für den Grid Walk zu kaufen und damit ganz nah an die Big Open Single Seater heranzukommen und die Spannung vor dem Start hautnah mitzuerleben. Das nutzten nicht nur hunderte Fans, sondern auch die französischen Rennlegenden Jean Alesi, Rene Arnoux und Jean-Pierre Jarier. Diese standen für Erinnerungsfotos ebenso zur Verfügung wie die Fahrzeuge der BOSS GP und ihre heutigen Piloten.

BOSS GP F1 Class

Toro Rosso, Benetton und Jaguar in einem gemeinsamen Rennen – dieses einzigartige Bild lieferte die BOSS GP Racing Series in Le Castellet. Im Formationsflug absolvierten die legendären Formel-1-Wagen die ersten Runden des Sonntagsrennens, doch am Ende stand dasselbe Ergebnis wie am Vortag in den Büchern: Ingo Gerstl (AUT, Top Speed) holte sich den Sieg vor Ulf Ehninger (GER, ESBA Racing) und Didier Sirgue (FRA, LRS Racing).

Didier Sirgue zeigte beim Heimspiel, dass ein zwanzig Jahre altes Formel-1-Auto noch lange nicht zum alten Eisen gehört

BOSS GP OPEN Class

Erneut ging Harald Schlegelmilch (LVA, HS Engineering) im World-Series-Boliden mit verbessertem V8-Motor auf die Jagd nach den Formel-1-Wagen. Der Lette gewann mit der schnellsten Rennrunde die in diesem Jahr neu eingeführte Klasse der OPEN-Wertung für Fahrzeuge ohne Hubraumlimit. Zur Freude der Fans, die in der Hitze ausharrten, drehte er nach dem Rennen einige Donuts und verewigte sich damit am Circuit Paul Ricard.

Harald Schlegelmilch gibt alles, um die Formel-1-Autos vor ihm einzuholen

BOSS GP FORMULA Class

Unschlagbar war auch heute Sonntag im um 5 Minuten längeren Rennen im Vergleich zum Vortag der Portugiese Zdenek Chovanec-Lopez (MM International). Erneut war MM-International-Teamkollege Simone Colombo (ITA) in einen spannenden Positionskampf um Rang 2 hinter Chovanec-Lopez verwickelt. Diesmal verteidigte er die Position im letzten Renndrittel allerdings gegen Marc Faggionato (MCO, Zig-Zag). Mit abbauenden Reifen gegen Rennende behielt Colombo aber die Nerven und somit auch Rang 2. Faggionato gelang mit Rang 3 ein versöhnliches Ergebnis, nachdem er gestern nach einem Dreher schon frühzeitig ausschied. Damit blieb erneut kein Platz am Podium für Francesco Malavasi (ITA, Scuderia Palladio). Mit einer weiteren Leistungssteigerung fehlten ihm letztlich aber nur gut sieben Sekunden auf das Podest. Sein Teamchef und rennfahrender Kollege Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio) schied bereits in der Anfangsphase aus. Für die Gesamtwertung bedeutet das einen Rückschlag. Der Titelverteidigter liegt nun schon 47 Punkte hinter Chovanec-Lopez und 35 hinter Colombo.

Der beste Franzose in dieser Klasse war im zweiten Lauf Alain Girardet (FRA, GDL Racing) im World-Series-Boliden. Auf Rang 6 kam Luca Martucci (ITA, MM International) ins Ziel. Das ist bemerkenswert, denn der Italiener musste sich nach einem Dreher in der Anfangsphase vom Ende des Feldes wieder nach vorne kämpfen. Sehenswert waren auch die Positionskämpfe dahinter, u.a. mit David Moretti, Walter Steding und Thomas Jackermeier.

Dominiert die FORMULA-Klasse in der bisherigen Saison: Zdenek Chovanec-Lopez

BOSS GP SUPER LIGHTS Class

Alexander Geier (AUT, Geier Racing) gelang beim BOSS GP-Renndebüt sensationell das Double: Der erst 16-jährige Österreicher im V6 World-Series-Auto machte auch heute seine Sache gut und duellierte sich phasenweise sogar mit den schnelleren FORMULA-Fahrzeugen. Mit zwei Rennsiegen und der vollen Punktezahl an diesem Wochenende konnte er einige Punkte auf den Erstplatzierten in der Gesamtwertung, Andreas Hasler (AUT, Hasler Motorsport), aufholen.

Alexander Geier erfreute die französischen Zuschauer in den Retro-Farben der Renault-Weltmeisterautos von 2005 und 2006

Die BOSS GP Racing Series legt nun eine verlängerte Sommerpause ein. Gearbeitet wird trotzdem, denn die Teams nützen die Zeit, um die High-End-Rennwagen zu revidieren und für die zweite Saisonhälfte fit zu machen. In zwölf Wochen setzt Europas schnellste Rennserie ihre Tournee fort. Bei den traditionellen Masaryk Racing Days in Brünn von 9. bis 11. September werden die Saisonrennen 7 und 8 gefahren.

Bilder: Jean-Marie Biadatti/PhotoClassicRacing.com, SMW MEDIA

Report Rennen Brünn

Doppelsiege für Ingo Gerstl und Harald Schlegelmilch bei den Masaryk Racing Days.

Das vierte Saisonevent führte die BOSS GP Racing Series am ersten September-Wochenende des Jahres auf Tschechiens größte Rennstrecke nach Brünn. Am schon traditionellen Termin der Masaryk Racing Days versammelten sich im bunten Rennprogramm auch einige der schnellsten Rennwagen der Welt, um gegeneinander Rennen zu fahren.

OPEN-Klasse
Unschlagbar war erneut Ingo Gerstl (AUT, Top Speed) im kreischenden Toro Rosso STR1 mit V10-Cosworth-Motor aus dem Jahr 2006. Die Konkurrenz lässt weiter auf sich warten, so fährt Gerstl dem nächsten Titel entgegen. Es wäre sein sechster Meistertitel in der OPEN-Klasse der Formel-1- und IndyCar-Boliden. Damit würde er mit seinem ehemaligen Konkurrenten und BOSS GP-Rekordhalter Klaas Zwart (NLD) gleichziehen. Sein Debüt auf der Rennstrecke von Brünn absolvierte Ulf Ehninger (GER, ESBA Racing) im beliebten 1997er-Benetton. Gegen Gerstls deutlich moderneren Boliden hat dieser zwar keine Chance, aber Ehninger präsentierte sich auf der tschechischen Achterbahn mit zwei zweiten Plätzen bestmöglich – damit hält Ehninger die Meisterschaft weiter offen.

FORMULA-Klasse
Harald Schlegelmilch (LVA, HS Engineering) zeigte früh an diesem Wochenende, dass er der Favorit auf den Klassensieg ist. Der Ex-Formel-3-Profi zeigte nach seinem erfolgreichen Auftritt am Red Bull Ring früher in diesem Jahr der etablierteren Konkurrenz erneut, was er draufhat. Auch wenn der Meisterschaftsführende Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio) im ersten Rennen ordentlich Druck machte, behielt Schlegelmilch im World-Series-Wagen der letzten Generation die Nerven und gewann knapp aber doch Rennen 1. Tags darauf im zweiten Lauf startete Ghiotto besser und übernahm gleich beim Fliegenden Start die Führung. Doch Schlegelmilch, der auf den Geraden etwas langsamer war, konnte sich in den Kurven immer wieder heranbremsen und vor Rennhalbzeit dann auch die Führung übernehmen und in Richtung Sieg düsen.

Rang 3 in beiden Rennen sicherte sich ungefährdet Luca Martucci, der damit seinem Teamkollegen Simone Colombo (beide ITA, MM International) in der Gesamtwertung bis auf einen Punkt näher gerückt ist. Rookie Colombo holte mit zwei vierten Rängen das beste aus einem Wochenende, welches mit einem Unfall im Training begann. Ebenfalls satte Punkte holten Walter Steding (GER, Scuderia Palladio; zweimal 5.) und Bruno Jarach (EST, Eesti Motorsport; 6. und 7.). Im Unterschied zu Andreas Fiedler (GER) und Christian Ferstl (AUT), die von technischen Problemen geplagt waren.

Das nächsten beiden Läufe zur BOSS GP Racing Series 2021 stehen auf dem Autodromo Nazionale Monza am 2. und 3. Oktober auf dem Plan.

Fotos: Angelo Poletto und Erwin Strassnig/BOSS GP

Report Rennen 2

Heimvorteil genützt: Mit Ghiotto, Colombo und Martucci erneut drei Italiener am Podium.

Bei noch heißeren Temperaturen als gestern waren die BOSS GP-Piloten im 25-minütigen Hauptrennen am Misano World Circuit erneut enorm gefordert. Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio), Sieger am Samstag, behielt von Anfang an kühlen Kopf und war zu keiner Zeit des Rennens gefährdet, seinen Spitzenrang abgeben zu müssen. Der Meisterschaftsführende in der FORMULA-Klasse siegte im sechsten Saisonrennen zum bereits fünften Mal. Damit liegt Ghiotto voll auf Kurs in Richtung Titel Nummer 3.

Am längsten am Heck des Dallara-Formel-2 von Ghiotto klebte Landsmann Simone Colombo (MM International), der sich die schnellste Runde des Rennens mit Ghiotto teilte und wie schon gestern Rang 2 nach Hause fuhr – wirklich in Bedrängnis konnte aber auch er Ghiotto nicht bringen. Dennoch nimmt Colombo nach diesem für ihn sehr erfolgreichen Wochenende auch die erste Verfolgerrolle in der Gesamtwertung ein.

Marco Ghiotto war in Misano nicht einzuholen

Hinter dem BOSS GP-Rookie klassierte sich MM-International-Teamkollege Luca Martucci (ITA), der vor allem zu Beginn des Rennens ungewohnte Zurückhaltung zeigte. In der Anfangsphase war Martucci hinter Andreas Fiedler (GER, Fiedler Racing) zurückgefallen und auch im Windschatten dauerte es lange, bis er zu einem Überholmanöver ansetzen konnte.

Fiedler feiert heute seinen Geburtstag, längere Zeit sah es sogar danach aus, als könnte er diesen mit einem Top-3-Platz beschließen. Im ersten Rennen wurde Fiedler von einer verbogenen Spurstange gebremst, und auch heute musste er mit abbauenden Reifen im Verlauf des Rennens sowohl Martucci als auch Neuling Paul O’Connell (IRE, HS Engineering) ziehen lassen. Letzterer beeindruckte erneut mit zahlreichen Überholmanövern im Rennen.

Thomas Jackermeier (GER, Top Speed) zeigte nach der unglücklichen Startkollision gestern heute eine fehlerfreie Leistung und sicherte sich verdient Rang 6. Sohn Simon (GER, Top Speed), das zweite Mal in einem BOSS GP-Rennen am Start (!), ging es zunächst behutsam an, steigerte sich dann aber enorm und überholte mit ähnlichen schnellen Rundenzeiten wie der Papa noch Maurizio Copetti (ITA, Scuderia Palladio) und Christian Ferstl (AUT, Top Speed) für Rang 8 hinter Walter Steding (GER, Scuderia Palladio).

Maurizio Copetti (v.) gewinnt in der SUPER LIGHTS-Kategorie

Copetti gewann im V6-WSbN-Monoposto die Wertung der SUPER LIGHTS. Er war in der Anfangsphase weiter vorne im Pulk zu finden, doch ein Ausrutscher ausgangs der letzten Kurve beendete fast sein Rennen. Nur mit den richtigen Bewegungen am Volant und etwas Glück konnte er einen Abflug vermeiden. Was passieren kann, wenn man es übertreibt, musste schon früh Gianluca De Lorenzi (RSM, GDL Racing) erfahren. Auf Rang 2 liegend trieb es auch ihn im WSbR-Dallara ausgangs der letzten Kurve zu weit nach außen auf die Kurbs, das Auto verlor dabei Bodenkontakt, wurde in die Wiese geschleudert und anschließend vom Reifenstapel gebremst. Zwar musste der Vierte aus Rennen 1 den zweiten Lauf schon in Runde 1 beenden, doch immerhin ohne größeren Schaden an Mensch und Maschine.

Nach der Sommerpause steigt für die BOSS GP Racing Series mit dem Auftritt beim AvD Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring (13. bis 15. August 2021) ein Saisonhighlight. Allen Anschein nach endlich wieder mit Fans und im wunderschönen und ehrwürdigen Rahmen einer der größten Motorsportveranstaltungen des Kontinents.

Fotos: Angelo Poletto/BOSS GP

Saisonrückblick 2020

Die Corona-Pandemie und all ihre Auswirkungen machten das Jahr 2020 zu einem außergewöhnlichen.

Dass trotz aller Einschränkungen Motorsport möglich war, ist dem Engagement vieler Enthusiasten zuzuschreiben. Hygienekonzepte der Veranstalter gewährleisteten die sichere Ausübung unseres Lieblingssports. Rennserien wie die BOSS GP Racing Series gingen ein finanzielles Risiko ein, um eine Meisterschaft durchführen zu können. Denn nicht immer war klar, ob die Rennen stattfinden können und ob auch alle Teams und Fahrer anreisen konnten.

Roberto Vanni im Formel 3000 beim BOSS GP-Comebackrennen in Imola
Foto: SMW Media

Letztlich gelang es der BOSS GP Racing Series trotz aller Widrigkeiten auch in ihrem 26. Jahr seit Bestehen eine Meisterschaft durchzuführen. Das BOSS GP-Rennen in Imola am 11. Juli 2020 war eines der ersten größeren Sportereignisse überhaupt in Italien nach dem Frühjahrs-Lockdown. Vier Rennwochenenden und ein Testtag auf fünf europäischen Top-Rennstrecken wurden den Fahrern und ihren Einsatzteams in diesem Jahr geboten. Diese dankten es mit einem Lächeln hinter der Maske und Spitzenleistungen auf der Rennstrecke.

Die Vielfalt der Fahrzeuge war auch in diesem Jahr beeindruckend. Neben den Formel-1-Wagen von Ingo Gerstl (Toro Rosso STR1), Ulf Ehninger (Benetton B197) und dem Debüt von Riccardo Ponzio (ITA, Adriatica Competition) in einem Jaguar R3 waren Formelfahrzeuge diverser Einheitsserien zu bewundern: GP2-Autos unterschiedlicher Generationen, AutoGP-Lola, World Series by Renault 3,5 und Formel-3000-Boliden. 23 Piloten nahmen zumindest an einem Freien Training in dieser Saison teil.

Ingo Gerstl is chasing Riccardo Ponzio for the lead
Riccardo Ponzio im F1-Jaguar ist auf der Überholspur, hier in Spa 2020 vor Ingo Gerstl
Foto: Michael Kavena

Routinier Gerstl (AUT, Top Speed) war mit seinem 2006er-Wagen in der OPEN-Klasse zum fünften Mal in Folge nicht zu schlagen. Mit Ponzio könnte er aber schon bald einen neuen Konkurrenten bekommen. Am zweitmeisten Punkte in diesem Jahr holte sich aber Ulf Ehninger (DEU, ESBA Racing), der in diesem Jahr bewiesen hat, dass er seinen Benetton auch bei schwierigen Bedingungen gut beherrscht.

Ulf Ehninger glänzte auch bei gemischten Straßenverhältnissen wie hier in Mugello
Foto: Roberto Piccinini/Actualfoto

Sportlich abwechslungsreich war wie die vergangenen Jahre schon die FORMULA-Kategorie: Vier verschiedene Sieger gab es in dieser Saison: Chris Höher (AUT, Top Speed) siegte zweimal beim Saisonauftakt in Imola. Mit sieben Podestplätzen, davon fünf Siegen verteidigte allerdings Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio) seinen Titel aus dem Vorjahr souverän. In acht Rennen viermal aufs Podium steigen durfte Luca Martucci (ITA, MM International), der beim Heimrennen in Mugello auch seinen ersten BOSS GP-Sieg einfuhr. Fünf Jahre nach Klassenrang 3 wurde Walter Steding (DEU, Scuderia Palladio) wieder Dritter in der Meisterschaft. Gemeinsam mit Teamkollege Ghiotto bildete er das stärkste Duo 2020. Bester Nicht-GP2-Pilot wurde auf Gesamtrang 4 Salvatore de Plano (ITA), der einen AutoGP von Coloni zweimal in die Top-3 steuerte.

GP2-Rookie Roman Hoffmann (AUT, Hoffmann Racing) konnte Rang 5 in der Meisterschaft einfahren, obwohl er beim letzten Rennwochenende in Mugello fehlte. Den letzten Rennsieg des Jahres holte sich dort Andreas Fiedler (DEU, Fiedler Racing), der in der Saison 2020 viel Zeit in die Entwicklung seines Rennautos investierte – 2021 sollte für ihn mehr als Gesamtrang 6 möglich sein. Mit Marc Faggionato und Nicolas Matile (beide MCO) standen auch die beiden Zig-Zag-Piloten insgesamt dreimal am Podest.

Volles Starterfeld beim Rennen im Automotodrom Brünn
Foto: Dirk Hartung

Die Organisatoren bedanken sich bei allen Teilnehmern, Teams, Helfern, Organisatoren, Marshals für ihr Engagement in diesem schwierigen Jahr.

Alle weiteren Ergebnisse und Gesamtwertungen sind auf www.bossgp.com/standings nachzulesen.

Der Rennkalender für die Saison 2021 wird in Kürze präsentiert, natürlich auf www.bossgp.com und auf unseren Social-Media-Kanälen.